Reise nach Rom im April 2014



1. Tag: Freitag, 11. april 2014


Eine langer erster Tag in Rom

 

Beim Morgenessen verkündet Annamaria einmal mehr, dass sie unmöglich mitkommen kann. Ich lasse es vorderhand auf sich beruhen, überlege mir aber auf dem Hundespaziergang, wie ich meinen Aufenthalt allein gestalten soll. Denn dass ich auf alle Fälle gehen werde, steht fest. Als ich wieder nach Hause komme, steht das Hundefutter für Barbara bereit, und wir reden nicht mehr davon. Barbara bringt uns mit Mona um 9.45 Uhr auf den Bahnhof, wo wir noch 20 Minuten auf den Flugzug warten müssen. 

 

Auf dem Flughafen werden wir als Business-Passagiere speditiv abgefertigt, und es bleibt vor dem Abflug Zeit für einen Prosecco. Auch beim Boarden sind wir die Ersten, müssen dann allerdings entsprechend lang warten, denn das Flugzeug ist gut gefüllt. Bei schönstem Wetter überqueren wir die Alpen, die ich endlich einmal von oben sehe, dazu gibt es einen feinen Snack mit einem Glas Wein. In Fiumicino merken wir zum ersten Mal, dass wir nun in Italien sind, denn es dauert ewig, bis dass Gepäck kommt. Zudem erscheint unser mit "Priority" etikettiertes Gepäck als Letztes. 

 

Beim Ausgang erwartet uns Elio und vor dem Gebäude seine Tochter mit dem Auto. So kommen wir rasch und bequem in unser Hotel, wo wir sehr freundlich empfangen und ausführlich instruiert werden. Ich mache mich auf den Weg für einen ersten Einkauf in einem Carrefour in der Nähe, und dann werden wird kurz nach sechs auch schon wieder abgeholt von Elio und Sara, da wir zum Nachtessen eingeladen sind. Mit von der Partie sind auch Caterina, Andrea und Nicolò. Rosa hat ein gutes Essen mit vielen Spezialitäten zubereitet, beginnend mit Spaghetti vongole, dann Gamberoni, Gemüse, eingelegte Auberginen, Fruchtsalat und zum Abschluss Kuchen. 

 

Gegen 10 sind wir wieder im Hotel und machen uns bereit für die Nacht, Annamaria im Schlafzimmer, ich im Bett im Wohnzimmer, wo der Strassenlärm recht gross ist, aber ich bin erstens eher unempfindlich und zweitens inzwischen währschaft müde, so dass ich bald ins Reich der Träume versinke.

 

 


2. Tag: samstag, 12. april 2014


Erster Augenschein in der Stadt und Besuch bei der Tante

 

Nach eine guten und ausgiebigen Morgenessen gehen wir zuerst gemeinsam einkaufen im Carrefour, wo wir uns einen kleinen Vorrat anlegen für die nächsten Tage. Wir planen jeweils eine Mahlzeit pro Tag in unserer eigenen Küche zuzubereiten. Dann machen wir uns zu Fuss als Erstes auf zum Petersplatz, wo bereits ein riesiger Touristenandrang herrscht. Alle fünf Meter quatscht man uns an und will uns eine Führung "ohne Anstehen" verkaufen. Wir wollen aber weder in den Petersdom noch in die Vatikanischen Museen, sondern einfach in die Stadt und gehen deshalb zügig weiter zur Piazza del Risorgimento. Dann folgen wir der bekannten Einkaufsstrasse Via Cola di Rienzo, die ihren Charakter seit unserem letzten Besuch stark verändert hat und nun auch durch eher teure Läden und Boutiquen glänzt. Auf halbem Weg zum Tiber hat Annamaria eine erste Krise, die wir mit einem Prosecco beheben. Weiter geht es zur Piazza del Popolo und dann in die Via del Babuino. In einer Seitengasse zwischen Babuino und Corso finden wir ein angenehmes und recht preiswertes Restaurant, wo wir draussen sitzen können.

 

Nach dem Essen geht es weiter durch die Via del Babuino zur Piazza di Spagna, und von dort nehmen wir die Metro nach Lepanto und gehen von dort die kurze Strecke zu Fuss zur Viale delle Milizie, wo Maria uns bereits erwartet. Wir verbringen bei unserem ersten Besuch etwas mehr als eine Stunde bei der Tante, dann bringt uns Maria ausgestattet mit Fahrkarten zur Strassenbahnstation, und wir fahre zurück zur Piazza del Risorgimento und kehren von dort via Petersplatz zurück zum Hotel. Das Nachtessen besteht aus Rohschinken, Käse und Brot, dazu gib es eine feinen Rotwein aus der Toscana. Dann mache ich mich noch einmal auf den Weg, und etwas mehr Käse, eine Colomba und vor allem Busfahrscheine zu kaufen. Den Abend verbringen wir lesend. Ich habe mir auf dem Kindle den neusten Brunetti Krimi heruntergeladen, von dem ich gleich etwas mehr als einen Viertel hereinziehe. Daneben verfolge ich auf dem iPhone den Sieg der Grasshoppers in Lausanne.

 


3. TAg: Sonntag, 13. april 2014


Palmsonntag, aber nicht beim Papst

 

Heute machen wir uns zum ersten Mal mit dem Bus auf den Weg und fahren bis zur Piazza Venezia. Dann geht es weiter zu Fuss durch die Via del Corso Richtung Piazza del Popolo. Auf halbem Weg biegen wir links ab in Richtung Pantheon. Damit geraten wir aber nun in den Touristenstrom, der uns bis auf die Piazza Navona spült. Auf der Schattenseite sind die Restaurants noch leer, und wir finden ein Tischchen direkt gegenüber von Sant' Agnese für einen Prosecco und ein paar Nüsschen und Chips. Ich überrede Annamaria zu einem Besuch des Museums im Palazzo Altemps, wo hochwertige Skulpturen aus dem Besitz römischer Adelsfamilien ausgestellt sind. Sie ist aber erst überzeugt, als ihr Maria übers Telefon ebenfalls zu einem Besuch geraten hat. Auch bei diesem Besuch - es ist mein zweiter - gefallen mir der Ludovisische Thron mit der Darstellung der Geburt der Venus und der sich selber tötende Gallier am besten.

 

Anschliessend essen mir ein einem benachbarten Restaurant fern vom Trubel der Piazza ein gutes Mittagessen. Dann fährt Annamaria mit dem Taxi zurück ins Hotel, und ich mache mich zu Fuss auf den Heimweg, da ich noch in Sant'Andrea della valle vorbei will. Aber auch diesmal habe ich Pech, die Kirche öffnet erst um 16.30 Uhr wieder. Weiter geht es über die Piazza dei fiori zum Palazzo Farnese und von dort parallel zum Tiber durch die Via Giulia zurück zum Corso Vittorio Emanuele, wo es mir bald zu dumm wird, auf den Bus zu warten. So nehme ich auch den Rest des Heimwegs zu Fuss in Angriff und mache von der Brücke aus noch ein Bild von der Engelsburg. Dieses und ein paar andere stelle ich zu einem Fotoalbum zusammen und veröffentliche es auf Facebook, was mir in kurzer Zeit die ersten Likes einträgt. Dann lege ich mich aufs Bett, um zu lesen, schlafe aber bald ein. Auch den Rest des Abends nach einem einfachen Nachtessen mit Käse, Rohschinken, Brot und Wein verbringe ich vor allem lesend. Vor dem Einschlafen habe ich schon drei Viertel des neuen Brunetti gelesen.

 

 


4. Tag: montag, 14. april 2014


Gianicolo und Trastevere - dann ein Abstecher nach Stazione Termini

 

 

Der  Tag beginnt mit einer kurzen Busfahrt zur Piazza delle Rovere, und von dort steigen wir über die Salita di Sant'Onofrio auf zum Gianicolo. Gleich am Anfang werden wir an diesem strahlend schönen Tag mit einer grossartigen Aussicht auf die Stadt überrascht. Weiter geht es durch den Park Gianicolo vorbei am Faro ("Leuchtturm"), den die nach Argentinien ausgewanderten Italiener gespendet haben, zum grossen Denkmal für den Einiger Italiens Garibaldi. Die Freiheitskämpfer gegen die Franzosen hatten sich wochenlang auf dem Gianicolo verschanzt. Nächste Station ist San Pietro in Montorio, wo wir allerdings Bramantes Tempietto nicht besichtigen können (Montags geschlossen). Es handelt sich dabei um den ersten Renaissance Bau in Rom, und die kleine Kuppel hat das Vorbild für den grossen Petersdom abgegeben. Von da steigen wir ab nach Trastevere und trinken in einem Strassencafé unseren täglichen Prosecco. Nur wenig später setzen wir uns neben Santa Maria in Trastevere in eine schöne Gartenwirtschaft und nehmen das Mittagessen ein. Wieder unterwegs merkt Annamaria, dass sie das Jäcklein, das sie um den Bauch gebunden hatte, irgendwo verloren hat. Wir drehen um und fragen nach, aber ohne Erfolg. Santa Maria in Trastevere begeistert uns mit den schönen byzantinisch anmutenden Mosaiken.

 

Da wir am Hauptbahnhof eine grosse Buchhandlung kennen und sich dort in der Nähe auch ein Warenhaus der Kette COIN befinden soll, fahren wir in einem überfüllten Rumpelbus zum Bahnhof. In der Buchhandlung kauft Annamaria zwei italienische Romane und ich eine lateinisch-italienische Ausgabe von Vergils Aeneis mit ausführlichem Kommentar. Dann kurz ins COIN, das aber eher enttäuschend und vor allem sehr teuer ist. Inzwischen sind wir so müde, dass wir mit dem Taxi zurückfahren zum Hotel.

 

Am Abend sehe ich mir vor dem Einschlafen auf dem iPad den Tatort vom letzten Sonntag mit Boerne und Thiel an.

 


5. Tag: dienstag, 15. april 2014


Dümmer als die Polizei erlaubt - ich lasse mir die Brieftasche stehlen

 

Annamaria hat sich heute mit Maria zu einem Einkaufsbummel verabredet, und ich will einen Rundgang durch das Gebiet des Palatin machen. Unvorsichtigerweise und ganz gegen meine sonstige Gewohnheit trage ich das Portemonnaie in der Gesässtasche statt wie üblich in der Innentasche der Jacke, und prompt wird es mir im Gedränge im Bus gestohlen. Neben ca. 90 € befinden sich meine Maestrokarte und meine Identitätskarte darin. Statt Rundgang zu Fuss zurück ins Hotel und Telefon mit der UBS, um die Karte sperren zu lassen, dann mit dem Passamt und der KAPO Aargau wegen des Ausweises. Man empfiehlt mit, nach der Rückkehr auf dem Posten vorbeizukommen und den Diebstahl persönlich zu melden. 

Dann mache ich mich wieder auf den Weg, nun aber in einer anderen Richtung. Ich steige am Largo di Torre Argentina aus, statte der Kirche Il Gesù einen Besuch ab und schlendere dann durch den Corso zur Fontana di Trevi, in deren Nähe ich meinen Prosecco trinke. Nächste Stationen sind der Quirinal, von dem aus man einen interessante Blick auf die Kuppel von San Pietro hat, und dann in dessen Nähe meine Lieblingskirche, Borrominis San Pietro alle Quattre Fontane. 

 

Dann am Palazzo Barberini vorbei zur Piazza Barberini mit Berninis berühmten Triton-Brunnen. In einer "Hamburgheria eataly" esse ich einen Hot-Dog und fahre dann mit der Metro nach der Station Lepanto, von wo aus es nur ein Paar Schritte sind zur Tante, wo mich Annamaria und Maria schon erwarten. Diesmal habe ich den Laptop mitgenommen, so dass ich die Bilder der Familie grösser zeigen kann. Beim Abschied scheint die Tante zu spüren, dass das wohl die letzte Begegnung war mit uns. Inzwischen ist ein heftiges Gewitter ausgebrochen, so dass wir auch heute wieder mit dem Taxi ins Hotel zurück fahren.

 

 

 


6. Tag: Mittwoch, 16. april 2014


Mit Elio in der Stadt

 

Auch heute fahren wir wieder mit dem Bus in die Stadt, und zwar bis zum Largo di torre Argentina. Dort hat es eine riesig Feltrinelli Buchhandlung, und da haben wir mit Elio abgemacht. Als Erstes kauft Annamaria in der Buchhandlung je ein Buch für die Enkel von Elio, obwohl sich dieser zuerst dagegen wehrt. Auf dem Weg Richtung Piazza Navona sehen wir ein Haushaltsgeschäft und besorgen dort ein paar Geschenke für unsere Liebe zu Hause. Dann werfen wir auf dem Vorbeiweg kurz einen Blick in die Kirche Sant'Andrea della valle, in der bekanntlich der 1. Akt der Tosca spielt. Sie ist also so eine Art Wallfahrtsort für Opernfreunde.

 

Unser eigentliches Ziel aber ist die Kirche San Luigi dei Francesi, wo uns Elio die "Vocazione di san Matteo" von Michelangelo Merisi genannt Caravaggio zeigen will. Das Bild ist inspiriert durch eine Stelle im 9. Kapitel des Matthäusevangeliums ("Und als Jesus von da weiterging, sah er einen Menschen an der Zollstätte sitzen, der hieß Matthäus; und er sprach zu ihm: Folge mir nach! Und er stand auf und folgte ihm nach.") und ist vor allem in der Lichtführung wirklich wunderschön. 

 

Als Nächstes zeigt uns Elio die Piazza dei Fiori, auf die ich auch schon selber gestossen bin. Dort lädt er uns zu einem Mittagessen ein und verabschiedet sich dann, während wir durch die Via Giulia zurück zu einer Bushaltestelle schlendern, von wo aus wir ins Hotel zurückkehren können.

 


Donnerstag, 17. April 2014


Rückflug nach Zürich mit Verspätung

 

Ging die Zeit am Anfang, so ist unser letzter Tag nun doch recht schnell gekommen. Wir packen unsere Sachen und deponieren das Gepäck im Hotel, dann fahren wir auch heute wieder in die Stadt, diesmal zur Piazza Venezia. Dann schlendern wir Richtung Kolosseum, biegen dann aber nach links ab und statten Mose in San Pietro in vincoli einen Besuch ab, nachdem wir in einer Bar den obligaten Prosecco genossen haben. Annamaria ist heute nicht sehr gut drauf, so dass sie froh ist, dass wir bald ein schönes Restaurant in der Nähe einer kleinen Piazza finden. Es ist zwar weiterhin trotz des schönen Wetters eher kühl, aber der Kellner setzt für uns den Strahler in Betrieb. Ich bestelle mir eine Portion Spaghetti aglio e olio und dann eine Art Chicken Nuggets, währen sich Annamaria für einen schönen Dorate entscheidet.

 

Am Nachmittag besuchen wir zum Abschluss unseres Rombesuchs die Ausstellung über englische Maler auf dem Weg zur Moderne (u. a. Turner und Gainsborough) und fahren dann zurück ins Hotel. Dort müssen wir etwa noch eine Stunde warten, bevor uns Elio und seine Tochter abholen und auf den Flughafen bringen. Das Einchecken verläuft speditiv, aber dann erfahren wir, dass unser Flieger etwa eine halbe Stunde Verspätung haben wird. Wir sind aber in der Business-Lounge gut aufgehoben und überstehen die Wartezeit problemlos.

 

In Zürich erwartet uns wie abgemacht Genc und bringt uns in kurzer Zeit nach Hause. Ende gut, alles gut - nachdem lange nicht sicher war, ob mich Annamaria überhaupt nach Rom begleiten werde, ist nun doch alles besser als erwartet herausgekommen.