Reise nach Berlin Frühjahr 2017



Mittwoch, 29. März 2017


Flug nach Berlin 

 

Nach einer unruhigen Nacht, immer mit der Angst im Hintergrund, der Wecker könnte versagen, stehe ich wie geplant um 4.15 Uhr auf, mache mich fertig und verabschiede mich dann von Annamaria und Sina, die sich problemlos ins Zimmer von Annamaria bringen lässt. Ohne Probleme zum Flughafen, nur bei der Sicherheitskontrolle schlägt bei mir der Zufallsgenerator wieder einmal zu, und mein Rucksack und ich werden minutiös auf Sprengstoffspuren untersucht. Wir boarden pünktlich, müssen dann aber rund 20 Minuten auf den Abflug warten, und auch in Berlin ist unser Standplatz nicht bereit, so dass wir gesamthaft mit einer halben Stunde Verspätung am Gate sind. Ich hole bei Berlin Tourismus meinen Museumspass und das Gutscheinheft der Berlin Card ab und fahre dann in die Stadt. Das Hotel an der Hardenbergstrasse ist leicht zu finden. Wie erwartet, ist das Zimmer noch nicht bereit. Ich packe den grössten Teil des Rucksackinhalts in den Koffer um und deponiere diesen, bevor ich mit dem Buss Nummer 100 eine erste "Stadtrundfahrt" mache. Das Schloss nimmt langsam Gestalt an, bereits ist die Kuppel erstellt, allerdings alles noch im Rohbau. Mit dem 200-er geht es zurück zum Potsdamer Platz, wo ich im Lindenbräu wie angekündigt Leber Berliner Art mit einem Weissbier geniesse.

 

Nächste Station ist die Alte Nationalgalerie auf der Museumsinsel, wo Kunst vom Klassizismus über die Romantik bis zum Impressionismus ausgestellt ist. (Caspar David Friedricht, Karl Freidrich Schinkel, Max Liebermann, die grösste Sammlung von Bildern Adolf Menuels, aber auch französiche Impressonisten wie Manet, Monet, Degas oder Gaugin). Anschliessend mit dem Bus zurück zum Zoo und mit der U-Bahn zur deutchen Oper, wo ich tatsächlich noch eine Karte für das "Rheingold" am Samstagabend ergattere. Dann zurück ins Hotel, wo ich mein Zimmer nun beziehen kann. Es ist ein ganz neu renovierter Raum im achten Stock mit Ausblick Richtung Kurfürstendamm.

 

Nach etwas Ruhe mache ich mich wieder auf den Weg, diesmal mit der Regenjacke, denn seit ich das Museum verlassen habe, regnet es leicht. Durch die Fasanenstrasse zum KuDamm und von der Uhlandstrasse mit der U-Bahn zum Wittenbergplatz. Dann zu Fuss zu Ferri's, wo ich eine Teller Taglaitelle und ein Glas Rotwein als Nachtessen geniesse. Zu Fuss zurück ins Hotel, an der Bar ein Absacker Bier und dann vor dem Einschlafen auf dem iPhone die neuste Folge von "Designated Survivor" und noch etwas Lesen im Eberhofer-Krimi "Leberkäs Junkie".

 

Bilder: 1 Business-Frühstück bei der Swiss; 2 Mein Hotel in Berlin; 3 Wieder einmal im Lindenbräu



Donnerstag, 30. März 2017


Ein Museumstag und am Abend Theater 

 

 Wie meistens in der ersten Nacht an einem neuen Ort schlafe ich etwas unruhig. Gegen halb acht erwache ich, und nach rasiere und dusche geht es zuerst zum Frühstück. Dort hat es sehr viele Leute, aber ich finde gleich ein ruhiges Zweiertischchen und geniesse die reicht Auswahl - zuerst Saft und Müsli, dann küstiges Schwarzbrot mit Schinken, Rohschinken und Käse und zum Abschluss Fruchtsalat. Wieder im Zimmer schreibe und publiziere ich den Tagebucheintrag vom Mittwoch und mache mich dann bereit für den heutigen Tag.

Meine erste Station ist das Bode-Museum, das ich meines Wissens seit der Neueröffnung noch nie besucht habe. Wie immer in solchen Fällen faszinieren mich vor allem die christlichen Statuen und Reliefs, und ich fotografiere fleissig. Auf dem Weg zum neuen Museum, wo ich eigentlich noch einmal die schönste Berlinerin Nofretete besuchen wollte, fällt mir ein Plakat in die Augen für eine Multimedia-Ausstellung über Hieronymus Bosch, und so ändere ich kurzfristig meine Pläne und fahre zur "Alten Münze". ich bedaure die Entscheidung nicht, denn die Ausstellung ist wirklich faszinierend. Da ich schon in der Nähe bin, besuche ich als Nächstes die Ausstellung in der Nikolaikirche im gleichnamigen Viertel.  Anschliessend habe ich Lust auf ein Bier, und dann geht es zurück ins Hotel für eine kurze Ruhepause vor dem Theaterbesuch am Abend.

 

Nach einem kurzen Schläfchen weckt mich das iPhone um 18.15 Uhr, und ich mache mich auf den Weg ins Theater. Mit der S-Bahn fahre ich zum Bahnhof Friedrichstrasse, und vor dort geht es zu Fuss zum Theater am Schiffbauerdamm. Vor der Vorstellung reicht es noch für eine Sandwich und ein Glas Wein. Vor der Vorstellung komme ich mit einem anderen Besucher ins Gespräch, der offenbar auch ein Kenner und langjähriger Theaterbesucher ist, und wir sprechen über die legendäre Homburg-Inszenierung von Peter Stein, die damals als Gastspiel auch in Zürich zu sehen war. Wir sind in Bezug auf die heutige Vorstellung nicht allzu optimistisch, aber es kommt dann doch besser, als befürchtet. Zwar wird der poetische Gehalt des Stücks nicht ausgeschöpft, und es fehlen die leisen Töne, auch auf die Schlussapotheose wird verzichtet, aber letztlich ist das Stück eben doch stärker als die Inszenierung und behält auch so seine Faszination. Ich gehe mit dem Herrn noch gemeinsam bis zum Bahnhof Friedrichstrasse, wo wir in verschiedene Richtungen müssen. Auch heute wieder ein letztes Bier an der Hotelbar.

 

Bilder: 1 Tillman Riemenschneiders "Noli me tangere" 2 Eine Variante des Männeken Piss 3 Das Schloss nimmt Gestalt an 4 Theater am Schiffbauerdamm mit Brecht im Vordergrund



Freitag, 31. März 2017


Weitere Museen am Tag - Bundesliga am Abend

 

Heute begrüsst mich zum ersten Mal blauer Himmel. Ich verlasse das Hotel gegen halb zehn sommerlich gekleidet mit nackten Armen, aber es ist doch kühler, als es den Anschien macht, und so kehre ich noch einmal um und ziehe mir den leichten Bretagne-Pullover an. Heute fahre ich zuerst zum Märkischen Museum, das sich mit der Geschichte der Stadt Berlin befasst. Viel hat sich nicht verändert, seit ich das letzte Mal dort war, aber ich bin einmal mehr fasziniert vom Panoptikum, wo man auf einem Stuhl sitzt, durch zwei Gucklöcher schaut  und Bilder von Strassen, Häusern und Menschen aus dem Berlin vor dem 1. Weltkrieg an einem vorbeiziehen, zu Teil sogar dreidimensional.

 

Nach dem Museumsbesuch bin ich unentschlossen über das weitere Programm, fahre aber schliesslich zurück zum Alexanderplatz und stelle mich in die Reihe der Wartenden ein, die auf den Fernsehturm wollen. Einen Platz im Restaurant, den ich mir erhofft hatte, kann ich zwar nicht ergattern, aber dafür nehme ich mir viel Zeit für die ganzen 360 Grad der Besucherplattform. Bei jedem Fenster sind auf Fotografien vier Sehenswürdig-keiten bezeichnet und erläutert, die man dann leicht identifizieren kann. Allerdings ist die Sicht nicht sehr gut, nur 25 km, wir der Mann im Lift erklärt, so dass man die weiter entfernten Sachen eher erraten als sehen kann. Aber man wird so auf rund 240 Dinge in der Umgebung aufmerksam gemacht. 

 

Als ich wieder ankomme unten, ist es inzwischen halb zwei, höchste Zeit also für einen kleinen Imbiss. Ich entscheide mich für ein Gartencafé auf dem Alex und bestellte Bouletten mit Kartoffelsalat, also wieder etwas typisch Berlinerisches. Erneut schwanke ich bei der Fortsetzung des Programms, aber dann lasse ich die Schifffahrt links liegen und steuere das Alte Museum an, das ich seit seiner Renovation noch nie betreten habe. Ich treffe eine hervorragend präsentierte und hochwertige Ausstellung von griechischen, etruskischen und römischen Altertümern an, erneut mit einem seht guten Audio Guide.

 

Im Strassencafé des historischen Museums ruhe ich mich etwas aus bei einem Glas Riesling und lese dazu auf dem iPad die NZZ. Dann fahre ich mich dem 100-er Bus zurück zum Bahnhof Zoo, und von dort geht es zu Fuss ins Hotel zu einer kurzen Ruhepause vor dem Fussballspiel am Abend. Kurz vor sieben mache ich mich auf den Weg ins Stadion. Die U-Bahn ist schon gefüllt mir Fans, die meisten haben ein Bier in der Hand. Warum Bier so notwendig zu Fussball gehört werde ich als Biertrinker nie ganz begreifen. Zudem muss ich natürlich an meine Blase denken. Etwa eine Stunde vor Spielbeginn habe ich meinen Platz gefunden und harre der Dinge, die da kommen sollen. Erneut bin ich fasziniert von der Atmosphäre, die von den Hertha-Fans erzeugt wird.

 

Die erste grosse Chance hat Hoffenbeim, doch dann kommt die Hertha besser ins Spiel und geht nicht unverdient in Führung. Ein Händeelfmeter für Hoffenheim stellt den Gleichstand wieder her. Nach einer knappen Stunde wird Mittelstädt, der schon den Penalty verschuldet hat, die gelb-rote Karte gezeigt, und das verstärkt die ohnehin zunehmende Dominanz der Würtemberger. Nach nicht weniger als drei Holztreffern gelingt Süle eine Viertelstunde vor Schluss mit einem satten Weitschuss der Führungstreffer, und drei Minuten vor Schluss fällt sogar noch das 3;1..Auch diesmal bin ich wieder erstaunt, wie schnell sich das Stadoio leert und wie viele Leute in einer U-Bahn Platz haben. Ich fahre bis zum Wittenberg-Platz in der Absicht, noch etwas zu essen, aber alle Beizen, die ich von früher kenne, gibt es nicht mehr. So bleibt es auch diesmal bei einem Absacker-Bier an der Bar, zu dem ich mir aber noch eine Packung Chips leiste.

 

Bilder: 1 Boulette mit Kartoffelsalat - auch das echt berlinerisch 2 Blick aufs Schloss vom Fernsehturm 3 und 4: Zwei besonders schöne Objekte aus dem alten Museum 5 Mein Blick aufs Spielfeld im Olympiastadion



Samstag, 1. April 2017


Schon fast ein Sommertag - am Abend Rheingold

 

Beim Erwachen sehe ich wieder blauen Himmel vor dem Fenster, und heute ist es auch wärmer, also definitiv kein Museumswetter. Ich fahre zum Hauptbahnhof und bin dann zu Fuss unterwegs zwischen Kanzleramt und Schweizer Botschaft zum Reichstag und zum Pariser Platz. Dann um die amerikanische Botschaft herum zum Holocaust Mahnmal und durch die Behrensstrasse, die von schönen neuen Häusern gesäumt ist, zur Friedrichstrasse. Durch die Galerie Laffayette zu den Friedrichsarkaden, wo ich eine Weisswein trinke und auf dem iPad die NZZ lese. Dann zum Gendarmenmarkt und dort ein Teller Spaghetti. Weiter über den Bebelplatz zur Schiffsanlegestelle und dann eine Rundfahrt. Es ist unglaublich, was zwischen Dom und Kanzleramt inzwischen alles noch entstanden ist. Mit Bus und U-Bahn zum Potsdamer Platz und dort noch einmal ins Lindenbräu für ein Weizen. Zurück ins Hotel für eine kurze Ruhepause.

 

Kurz nach sechs Aufbruch zur deutschen Oper. Dort vor der Vorstellung ein Glas Wein und eine Bretzel, dazu ein sehr anregendes Gespräch mit einer Berlinerin in meinem Alter, die auch ein grosser Opernfan ist. Wir entdecken viel Gemeinsames. Ich habe in der 1.-Rang Loge C in der ersten Reihe einen sehr guten Platz mit hervorragender Sicht auf die Bühne. Die Inszenierung von Götz Friedrich, die in einer Art U-Bahn Tunnel spielt, und die dieses Jahr zum letzten Mal aufgeführt wird (2020 soll es einen neuen Ring geben) ist faszinierend, vor allem die Szenen in der Unterwelt Alberichs. Riesiger Jubel am Schluss. Es scheint, dass die Berliner ihre Oper und ihre Sängerinnen und Sänger lieben. Zum Abschluss wie immer ein Weizen an der Hotelbar.

 

Bilder: 1 Frau Merkels Residenz 2 Der schönste Platz von Berlin 3 Schöne Aussicht beim Mittagessen 4 Mein Blick auf Orchestergraben und Bühne



Sonntag, 2. April 2017


Historisches Museum und noch einmal Lindenbräu

 

Auch heute ist der Himmel mehrheitlich blau, als ich am Morgen aus dem Fenster schaue, aber die Temperatur ist merklich tiefer als gestern. Ich packe nach dem Frühstück meine Koffer und deponiere sie bei der Rezeption, bevor ich mich auf den Weg mache. Kaum 100 m vom Hotel entfernt merke ich, dass ich meine Regenjacke im Kasten im Zimmer habe hängen lassen. Also noch einmal zurück ins Zimmer. Dann ein zweites Mal auf den Weg und mit der S-Bahn zum Bahnhof Friedichstrasse und von dort zu Fuss zum historischen Museum. Als ich beim Pei-Bau um die Ecke komme, sehe ich auf der Strasse unter den Linden die endlose Läuferschlange des Berliner Halbmarathons. Das muss ich mir aus der Nähe ansehen. Von einem Ordner erfahre ich, dass 32'000 Läufer unterwegs sind.

 

Dann besuche ich die Ausstellung über Deutschland als Kolonialmacht im Historischen Museum. Ich erfahre dabei ein paar ziemlich schreckliche und mir bisher nicht bekannte Dinge über die Art und Weise, wie das Kaiserreich mit den Einheimischen umgegangen ist. Neu ist für mich auch die Tatsache, dass Deutschland bis in die Adenauer-Zeit davon geträumt hat, die Kolonie wieder zu erwerben.

 

Nächste Station ist der Souvenir-Laden in der Nähe, den ich schon oft besucht habe. Dort kaufe ich für Valentina und Moana den versprochenen Berliner Bär und ein T-Shirt mit einer lustigen Aufschrift. Inzwischen ist es schon bald Zeit für das Mittagessen, und traditionsgemäss nehme ich das wie jeweils die erste Mahlzeit im Lindenbräu ein. Habe ich mit Leber Berliner Art angefangen, so sind es nun Nürnberger Bratwürstel auf Sauerkraut.. Nach dem Essen lese ich noch die Zeitung fertig auf dem iPad und bummle dann hinüber zum Brandenburger Tor, wo ich in einem Strassencafé zu Dessert einen warmen Apfelstrudel mit Schlagrahm geniesse. Dann geht es weiter am Reichstag und an der Schweizer Botschaft vorbei zum Hautpbahnhof und von dort zurück zum Bahnhof Zoo. Bevor ich mein Gepäck abhole, mache ich einen letzten Abstecher zum Kurfürstendamm und trinke dort in der Nähe der Haltestelle Uhlandstrasse, die mir von früheren Aufenthalten bestens vertraut ist, ein Glas Riesling.

 

Dann geht es mit dem Bus zum Flughafen. Checkin und dann Aufenthalt in der Business Lounge. Gewohnt mühsame Sicherheitskontrolle, was prompt zu einer halbstündigen Verspätung beim Abflug führt. Damit verpasse ich den Zug mit Anschluss an den Bus, erreiche aber den Flugzug, der mich ohne Umsteigen nach Brugg bringt. Dort holt mich der telefonisch avisierte Stefano vom Bahnhof ab, so dass ich mit das Taxi ersparen kann. Gegen zehn bin ich wieder zu Hause und freue mich auf die erste nacht im eigenen Bett.

 

Bilder: 1 Feiner Apfelstrudel zum Dessert 2 Die Schweizer Botschaft - mitten im Regierungsviertel 3 Strandleben an der Spree 4 Abschied vom Tag und von Berlin