An der Leipziger Buchmesse 2016



1. Tag: Mittwoch, 16. März 2016


Problemloser Flug - mühsamer Weg ins Hotelzimmer

 

Nach dem Mittagessen ein regulärer Spaziergang mit Sina - Bächli mit Kindergartenrunde. Dann werden letzte Sachen, die ich vergessen habe, "nachgepackt", und um 14.45 Uhr mache ich mich auf den Weg zum Bus. Auf dem Weg zum Flughafen fahre ich zum ersten Mal durch den neuen unterirdischen Bahnhof der Durchmesserlinie in Zürich. Gepäckaufgabe und Sicherheitskontrolle recht speditiv, so dass ich noch rund 45 Minuten Zeitung lesen kann, bevor wir den Bus und später den Flieger boarden. Ruhiger und schöner Flug nach Leipzig, über den Wolken noch Tag, dann tauchen wir hinunter durch die Wolken in die Nacht. Auch beim Gepäck geht es schnell, aber eben nicht so schnell, dass es auf den früheren Zug reicht. Nun also eine Stunde warten, und keine Beiz offen, leerer Flughafen, tote Hose.

 

In Halle wähle ich den einfachen Weg ins Hotel mit dem Taxi. Den Schlüsselkasten finde ich sofort, aber man kann die Zahlen kaum lesen. Schliesslich schaffe ich es und schleppe auf der Suche nach dem Zimmer 25 mein Gepäck in den vierten Stock - erfolglos. Also wieder hinunter und ein anderer Eingang gesucht, den ich schliesslich im Hinterhof finde. Auch hier ist das Zimmer ganz oben in der 4. Etage, aber diesmal finde ich es wenigstens.

 

Auspacken, einfaches "Nachtessen" (Quicksoup, Blevita, Kaffee, Schoggi), dazu das Champions League Spiel zwischen Bayern und Juventus Turin auf dem kleinen Analog-Fernseher.

 


2. Tag: Donnerstag, 17. März 2016


Museumstag in Halle

 

Gegen neun mache ich mich auf den Weg und melde mich zuerst bei der Rezeption, wo ich meine Rechnung bezahle. Ich muss am Montag weg, bevor sie geöffnet hat. Dann gehe ich zu Fuss an der Moritzburg vorbei - ehemals Sitz der Magdeburger Bischöfe, jetzt Kunstmuseum - kreuz und quer durch die Altstadt. In einer EDEKA Filiale kaufe ich ein paar Dinge die ich einerseits vergessen habe (Zahnbürste, Rasierwasser) oder für mein Essen brauche (Butter, Äpfel, Brötchen). Dann stosse ich auf eine Strassenbahnhaltestelle und nehme das Tram bis zum Landesmuseum für Vorgeschichte, wo ich kurz nach 10 eintreffe. Für die nächsten rund zwei Stunden sehe ich mir die ausgezeichnet gemachte Ausstellung "Krieg - eine archäologische Spurensuche" an. Hier wird erstmals eine Geschichte der Kriegsführung von den Schimpansen bis zum Dreissigjährigen Krieg präsentiert. Besondere Aufmerksamkeit bekommt dabei die Schlacht von Lützen, in der Gustav Adolf sein Leben verlor. Dort wurde ein Massengrab mit über 40 Leichen gefunden und en bloc ins Landesamt für Archäologie überführt und nach allen Regeln der modernen Archäologie untersucht. 

 

Nachdem ich im Museum ein Würstchen und eine Brötchen gegessen habe, geht es wieder mit dem Tram in die Nähe der Moritzburg, die mein nächstes Zielt ist. Dort finden vor allem zwei Ausstellungen meine Aufmerksamkeit - unter dem Titel "Magie des Augenblicks" Meisterwerke aus der Sammlung Arthur und Hedy Hahnloser-Bühler aus Winterthur, bisher in der nun von der Schliessung bedrohten Villa Flora ausgestellt, und Werke aus der Sammlung Hermann Gerlinger, Expressionisten wie Heckel, Kirchner, Pechstein, Mueller und andere, die in der Ausstellung "Kraft des Aufbruchs" zu sehen sind.

 

Auf dem Weg zurück ins Hotel gehe ich noch einmal bei EDEKA vorbei und kaufe dort ein Sixpack Karamalz. Wieder in meinem Zimmer, rufe ich Annamaria an und ruhe dann ein bisschen aus, bevor mich wieder auf den Weg in die Stadt mache. Im Restaurant "Rossini" am Marktplatz geniesse ich eine recht ansprechende Saltimbocca alla Romana.

 


3. TAg: Freitag, 18. März 2016


Am Tag an der Buchmesse, am Abend in der Oper

 

Meine Reise nach Leipzig zur Messe beginnt gar nicht gut. Da jede Menge Schüler ebenfalls auf dem Weg an die Messe sind - viele von ihnen fantasievoll als Mangafiguren verkleidet - ist der Zug total überfüllt, und die Verantwortlichen weigern sich, abzufahren. Als einer der wenigen folge ich der Aufforderung und steige um in die S-Bahn gegenüber, die aber nun ihrerseits warten muss, weil die überfüllte S-Bahn das Gleis blockiert für einen einfahrenden Zug, der wiederum uns im Wege ist. Schliesslich fährt der erste Zug doch früher ab und wir später. Da zudem unser Zug nicht über den Bahnhof Messe, sondern zuerst nach Leipzig fährt, von wo es dann wieder zurück zur Messe geht, komme ich schliesslich erst gegen 11 statt um 10 an.

 

Dafür funktioniert das mit der auf dem Internet gelösten Eintrittskarte tadellos. Ich sehe mit ausgewählte Stände an - Reise- und Wanderliteratur, Englischbücher, dann aber auch immer wieder Werke, die ich an Weihnachten dann verschenken kann. Besondere Aufmerksamkeit finden auch die Radio- und Fernsehsender, die reichlich vertreten sind. Die Schweiz hat wieder einen gemeinsamen "Auftritt Schweiz". Mit einer Tragtasche gefüllt mit Prospekten und einigen Büchern (für Moana, Valentina, Luca und Annamaria) steige ich um 15 Uhr wieder in die S-Bahn nach Halle und fahre jetzt einmal zur Ankerstrase, die tatsächlich näher bei meiner Unterkunft ist. Wieder zu Hause, esse ich etwas und kaufe mir dann für morgen ein Sparbillett erster Klasse von Halle nach Berlin.

 

 

Schon bald mache ich mich dann umgezogen wieder auf den Weg nach Leipzig, diesmal zur Oper. Das Restaurant ist bereits überfüllt, aber an der Bar im Foyer bekomme ich zwei Brötchen und ein Mineralwasser. Dann geniesse erstmals seit langem wieder einmal eine ganz normale Opernaufführung, eine Inszenierung ohne Mätzchen, musikalisch (mit dem Gewandhausorchester) und sängerisch (nicht Weltklasse, aber durchaus gut) gleichermassen überzeugend. Kurz vor Mitternacht bin ich wieder in meinem Zimmer in Halle.


4. Tag: Samstag, 19. März 2016


Ein Ausflug nach Berlin

 

Bei eher unfreundlichem Wetter mache ich mich auf den Weg zum Bahnhof, wo um 8 Uhr mein Zug nach Bitterfeld abfährt. Dort steige ich um in den ICE nach Berlin und komme pünktlich um halb zehn an. Nachdem es mir endlich gelungen ist, am Automaten eine Tageskarte zu ziehen, fahre ich mit der S-Bahn zum Alexanderplatz und von dort mit der U-Bahn weiter zur Magdalenenstrasse zu meinem ersten Ziel, dem Stasimusem. Als ich um 10.15 Uhr ankomme, muss ich feststellen, dass es erst um 11 öffnet. Also zurück zum S-Bahnhof Frankfurter Allee - an dem Vater einst so schlimm gestürzt ist -, um im Nordsee als zweites Frühstück ein Fischbrötchen zu essen. Dann geht es wieder zum Museum. Leider sind diverse englisch sprechende Schulklasse mit je einem Führer gleichzeitig mit mir unterwegs, was mein Vergnügen an der sehr guten Ausstellung etwas mindert, aber ich erfahre doch noch einiges Neue über das Ministerium für Staatssicherheit. Geradezu erschlagen bin ich durch das riesige Gelände, das belegt wurde, und die Tatsache, dass kurz vor der Wende gegen 90'000 Leute vollamtlich für die Firma "Horch und Guck" gearbeitet haben.

 

Weiter mit der Ringbahn zum Südkreuz und von dort zum Potsdamer Platz, wo ich meinen obligaten Besuch im Lindenbräu mache und einen Leberkäs mit Kartoffelsalat esse und dazu ein alkoholfreies Weizen trinke. Dann mit dem Bus 200 zum Kurfürstendamm, wo wir durch eine Fukushima-Demonstration aufgehalten werden. Daher zu Fuss weiter - dass ich  mitten durch die Demo laufe, kommt nicht bei allen gut an - zum historischen Museum. Hier besuche ich die Ausstellung  "Relikte des Kalten Krieges" mit sehr eindrücklichen Fotografien des Holländers Marin Roemers.

Eigentlich möchte ich nun ein Stück Kuchen im Operncafé, aber ich habe total vergessen, dass das ja schon bei meinem letzten Besuch nicht mehr existierte. Dafür kaufe ich nun auf Wunsch von Annamaria auch noch etwas für Nina und Sandro (Ampelmännchen Kuchenausstecher und einen Berlin Flaschenöffner, magnetisch) und fahre dann mit der S-Bahn via Friedrichstrasse zum Hauptbahnhof, wo ich eine Schinkenbaguette und eine Zeitschrift für die Rückreise erwerbe. Hier bekomme ich nun vor der Abfahrt des Zuges auch noch mein Stück Kuchen.

 

Der Zug nach Leipzig fährt mit mehr als einer halben Stunde Verspätung ein, und so bin auch ich fast eine Stunde später als erwartet, nämlich erst gegen neun wieder in meinem Zimmer, wo ich mir dank Netflix auf dem iPad noch eine Folge aus der Serie "The Killing" ansehe und dann vor dem Schlafen noch ein paar Seiten in T. C. Boyles "San Miguel" lese.


5. Tag: Sonntag, 20. März 2016


Saline, Händel und Chris Barber

 

Heute schlafe ich einmal etwas länger, bis 7.15 Uhr, und lese dann im Bett in aller Ruhe die Sonntagszeitungen. Die Idee mit dem Kirchenbesuch habe ich inzwischen aufgegeben. Stattdessen mache ich mich kurz nach 10 auf den Weg zum Salinen- und Hallorenmuseum, das nur wenige hundert Meter von meinem Hotel entfernt ist. Dort werde ich in die Geheimnisse der Salzgewinnung eingeführt. Im Gegensatz zum Aargau sind aber die hiesigen Salinen schon lange stillgelegt und nur noch eine touristische Attraktion. Immer noch recht aktiv sind dagegen die Halloren (ursprünglich Bezeichnung für die Salinenarbeiter), die ein Brauchtum pflegen, das mich stark an die Zürcher Zünfte erinnert

 

Nächste Station ist da Händel-Museum, wo ich an diesem ruhigen Sonntagmorgen fast allein bin. Das vor sechs Jahren sehr schön neu gestaltete Museum vermittelt mir manches über das Leben von Georg Friedrich Händel, das mir unbekannt war. Besonders gut gefällt mir ein kleines "Opernhaus", wo man von Händel selber in alle seine Opern eingeführt wird. Vom Händelhaus bummle ich zur Oper, um für den Abend den besten Weg ausfindig zu machen. Ich muss mit dem Tram zum Joliot-Curie-Platz fahren, sehr bequem für mich, weil fast alle Strassenbahnen vom Ankerplatz dahin fahren.

 

Wieder im Zimmer, schreibe ich den Artikel über den Hungerabend fertig und schicke ich an den Generalanzeiger mit Bitte um Publikation. Dann führe ich auch noch mein Tagebuch nach, bevor ich mich wieder auf den Weg mache zum Jazzkonzert. Es sind lauter Leute in meinem Alter, die sich noch für diese Art von Musik interessieren. Vor dem Konzert kaufe ich mir eine CD mit Chris Barber Stücken aus den 50er-Jahren. Ich werde dann für Rolf Hirt eine Kopie machen. Das Konzert ist super und erfüllt alle meine Erwartungen. Höhepunkt ist neben dem Wild Cat Blues der Schluss mit "When the Saints" und "Ice Cream".

 

Zurück im Hotel mache ich mir eine Pilzsuppe, dazu gibt es die letzten Blevitas und zum Kaffee den letzten Rest Schokolade. Dann beginne ich mich dem Packen, stelle den Wecker und lege mich schon bald einmal ins Bett, um noch etwas zu lesen.

 

Einziger Frust des Tages: GC hat zu Hause gegen Lugano verloren und liegt nun bereits 4 Punkte hinter YB und dem zweiten Platz.


6. Tag: Montag, 21. März 2016


Wieder zu Hause

 

Um ganz sicher zu gehen, mache ich mich schon um 6.45 Uhr auf den Weg zur Tramstation Hallmarkt und löse dann am Automaten eine Fahrkarte zum Flughafen. Dafür bin ich dann viel zu früh am Bahnhof. Mein Zug ist noch nicht bereit, und so setze ich mich auf eine Bank und lese die AZ. Pünktlich sind wir unterwegs zum Flughafen, und dort kann man gleich am Anfang des Übergangs einchecken, was ja neuerdings sehr schnell geht.

 

Nun habe ich Zeit für einen Cappuccino und zwei Croissant. Dazu starte ich mein Notebook und schreibe den Tagebucheintrag von gestern. Als ich etwas später die Sicherheitskontrolle passiere, bin ich fast allein, was die Leute offenbar auf Ideen bringt. So werden alle meine elektronischen Geräte und auch mein Mantel einem Sprengstoffcheck unterzogen. Ich weiss nicht, warum es immer mich trifft. Boarding ist pünktlich, der Abflug leicht verspätet, aber bis Zürich sollte das wieder aufgeholt sein, und tatsächlich landen wir nur kurz nach der vorgesehenen Zeit, und ich erreiche sogar einen früheren Zug zum HB, so dass ich in aller Ruhe den Weg vom neuen Tiefbahnhof zum Gleis 14 suchen kann, was im übrigen viel einfacher ist, als ich befürchtet habe. So kann ich schon bald im Zug nach Brugg Annamaria anrufen und ihr sagen, dass ich wie vorgesehen etwa 12.20 Uhr zu Hause sein werde.