Reise nach Dresden Dezember 2017



Donnerstag, 14. Dezember 2017


Ein Besuch bei den alten Meistern

 

Nach einer unruhigen Nacht mit starken Sturmwinden werde ich vom Wecker um vier mitten aus den Tiefschlaf geweckt. Wenig später ist auch Annamaria auf. Sie fragt sich, ob wir bei diesem Wetter überhaupt fliegen können. Ich bin froh, dass sie mich auf den Bahnhof fährt. Bei der Vorbereitung des Abflug läuft zuerst alles normal, wir boarden pünktlich um sieben. Doch dann kommt die Ansage des Captains: Wegen des starken Windes können die Enteisungsmaschinen nicht eingesetzt werden, daher unbestimmte Verspätung. Es ist aber dann alles nicht so schlimm, da wir in der Warteschlange weit vorne platziert sind, und so kommen wir in Dresden mit lediglich einer halben Stunde Verspätung an.

Ich bringe mein Gepäck ins Hotel und mache mich dann auf zu einem ersten Stadtspaziergang. Schon in der Nähe des Zwinger fällt mir auf, dass die Stadt mit Touristen überfüllt ist. Unzählige Gruppen vor allem auch von halbwüchsigen Schülerinnen und Schülern aus Deutschland und offenbar auch aus Polen sind unterwegs. Ich durchquere den Zwinger, biege auf dem Theaterplatz links ab und folge vorbei an der katholischen Hofkirche dem langen Gang zur Frauenkirche, wo ich mich für einen Moment zur Ruhe setze. Dann geht es zurück zum Theaterplatz und zum Museum Alte Meister, das ich als Erstes besichtigen will. Auch hier ist alles überfüllt mit einerseits gelangweilten, andrerseits mit Blättern in der Hand herumirrenden Jugendlichen auf der Suche nach den wichtigsten Kunstwerken. Es gelingt mir aber dank der sehr guten Audioführung mich weitgehend abzuschotten und in Ruhe die Bilder zu betrachten. Einmal mehr bin ich fasziniert vom Können dieser Maler, und die Erläuterungen des Audioguides vertiefen das Vergnügen. Sogar die Sixtinische Madonna, die ich früher immer etwas kitschig fand, zeigt sich mir nun in einem ganz neuen Licht. Nach etwas mehr als zwei Stunden bin ich allerdings erschöpft und suche die Museumsgaststätte auf für eine kleines, aber feines Mittagessen, gekrönt von Apfelstrudel mit Vanilleeis.

 

Mit dem Tram zurück ins Hotel, wo ich mein Zimmer beziehe und etwas zur Ruhe komme, bevor ich mich wieder auf den Weg mache, diesmal ebenfalls mit den Tram zum Altmarkt, wo im Moment der berühmte Striezelmarkt stattfindet. Ich bummle kreuz und quer zwischen den zum grössten Teil wirklich weihnachtlichen Stände hindurch. Mein Nachtessen besteht auf einer Rostbratwurst, später ergänzt durch einen Glühwein angereichert mit Becherovka. Kaufen tue ich noch nichts, aber schon jetzt weiss ich, dass es nicht einfach sein wird, den wirklich "echten und originalen" Dresdener Stollen zu finden. 

Als nächstes statte ich den Altmarkt Galerien einen Besuch ab. Ich habe schon manches Einkaufszentrum gesehen, aber abgesehen von der Galleria in Houston ist das das schönste und grösste, das mir je begegnet ist. Über 200 Geschäfte, und keine Weltmarke, die nicht vertreten wäre. Aber auch hier bleibt es bis auf einen billigen Drogerieartikel beim Schauen. Am Schluss merke ich, dass ich mich verlaufen habe, und ich muss bei der Information nach dem richtigen Ausgang zum Altmarkt fragen.

Zurück im Hotel, genehmige ich an der Bar noch einen Schlummertrunk und lasse den Tag dann mit eine paar Seiten aus Tellkamps "Turm" ausklingen.

 

Bilder: 1 Der Zwinger 2 Semperoper 3 Frauenkirche 4 Lutherdenkmal vor der Frauenkirche 5 Meine Lieblinge aus der Galerie "Alte Meister" 6 Der berühmte Canaletto-Blick auf Dresden 



Freitag, 15. Dezember 2017


Museen im Schloss und am Abend Konzert in der Semperoper

 

Nach Morgentoilette, Morgenessen und Nachführen von Reisetagebuch auf meiner Homepage mache ich mich kurz nach zehn auf den Weg in die Stadt. Heute Morgen sind die Museen im Schloss mein Ziel und als Erstes das "Neue Grüne Gewölbe". Auch wenn ich die meisten Sachen schon bei früheren Besuchen in Dresden gesehen habe, bin ich wieder fasziniert von diesen einmaligen Zeugnissen einer hochstehenden Handwerkskunst. Ich mache mir aber auch Gedanken über den unermessliche Reichtum des kursächsischen Hofs im Vergleich mit der Armut seinen Untertanen. Als weitere Ausstellungen sehe ich mir "Auf dem Weg zum Kurfürstentum" mit einer reichhaltigen Waffensammlung und den Prachtsgewändern der sächsischen Fürsten und ihrer Frauen. Inzwischen ist Mittag vorbei, und ich unterbreche den Museumsbesuch  und suche nach einer Stätte für die Verpflegung. Ich denke dabei an den Ratskeller, den ich von früher kenne. Auf dem Weg zum Rathaus mache ich eine kurzen Halt der Besinnung und in der Kreuzkirche. Ich erinnere mich, dass es nun fast 30 Jahre her sind, dass ich auf unserer Bildungsreise im Langschuljahr zum erste Mal in diesem Raum sass. Dann eine Enttäuschung: Der Ratshauskeller existiert nicht mehr. Dafür finde ich auf dem Weg zurück in die Altstadt die "Dresdener Trödelschenke", in der es tatsächlich wie in einem Trödelladen aussieht. Die Speisekarte erinnert mich sehr an das Lindenbräu in Berlin, nur dass es noch etwas billiger ist. Nach dem Essen geht's noch einmal zurück ins Schloss, wo ich im Kupferstichkabinett noch die Ausstellung über "Käthe Kollwitz in Dresden" ansehe. Vor dem Schloss ist auch noch ein kleiner Weihnachtsmarkt, auf dem ich die versprochenen Dresdener Stollen für die Liebe daheim kaufe. Dann geht es zurück ins Hotel und zu einem Weizen in der Hotelbar.  

 

Nach der täglichen Ruhepause im Zimmer mache ich mich wieder auf den Weg in die Stadt. In der Semperoper reicht es vor der Vorstellung noch für einen Weisswein und eine Bretzel. Das ist gleichzeitig mein Nachtessen. Im von Ehrendirigent Herbert Blomstedt geleiteten Galakonzert hören wir das Klavierkonzert KV 503 von Mozart und nach der Pause seine Jupitersinfonie. Die sächsische Staatskapelle spielt schwungvoll und präzise, allerdings sind die etwas gar schmelzenden Geigen meiner unmassgeblichen Meinung nach Mozart nicht immer angemessen. Aber das Publikum ist begeistert über sein Orchester und seinen Dirigenten und dank mit einer Standing Ovation, der ich mich wohl oder übel auch anschliessen muss, um nicht als Einziger sitzen zu bleiben. Nach der Rückkehr ins Hotel wie immer als Schlummertrunk ein Weizen, zu dem ich sogar ein Glas mit Nüsschen bekomme. Das wäre dann der zweite Teil des Nachtessens. Vor dem Schlafen auch heute Abend noch etwas Lektüre im "Turm" von Tellkamp.

 

Bilder: 1 Prachtvoller Tafelaufsatz aus purem Gold 2 In der Waffenkammer auch jede Menge Pferde 3 Auf dem Weg zur Semperoper  4 Die prachtvoll wieder aufgebauter Semperoper



Samstag, 16. Dezember 2017


Wieder ein Museumstag und am Abend Konzert in der Frauenkirche

 

Heute ist das Deutsche Hygiene Museum mein erstes Ziel. Vor der Dauerausstellung besuche ich die Sonderausstellung zum Thema "Der Mensch und seine Haustiere". Während der Hund schon früh zum besten Freund des Mensche wurde, ging man mit andere Tieren lange sehr brutal um  und tötete sie oft aus reiner Freude an der Show. Hier muss man wieder einmal feststellen, dass es entgegen der landläufigen Meinung zweifellos doch so etwas wir Fortschritt gibt. Dann geht es weiter zur Dauerausstellung. Ich bleibe gleich bei der "gläsernen Frau" hängen und höre mir die Erklärung des ganzen Körpers, seiner Organe und deren Funktionen an. Einmal mehr staune ich über das Wunderwerk Mensch, und es scheint mir, dass der unwahrscheinlichste Glaube der jener Leute ist, die der Ansicht sind, das alles habe sich einfach so aus dem Nichts entwickelt. An vielen Orten kann man aufschlussreiche Experimente machen, zum Beispiel über die menschliche Wahrnehmung oder die Arbeitsweise des Gedächtnisses. Obwohl ich nach gut zwei Stunden an der Grenze meiner Aufnahmenfähigkeit angelangt bin, besuche ich auch noch die Sonderausstellung über das menschliche Gesicht. Dabei wird man gleich am Anfang von einer Gesichtserkennungs Software fotografiert, und tatsächlich erkennt sie mich am Schluss der Ausstellung problemlos wieder. Nun brauche ich aber etwas zu essen, und ich bestelle mir im Museumskaffee eine Kartoffelsuppe.

Nächste Station ist das Stadtmuseum, in schönes historischen Gebäude. in dem auf drei Stockwerken Exponate zur Geschichte der Stadt Dresden und natürlich auch zur verheerenden Bombennacht vom 13. Februar 1945 zu besichtigen sind. Wieder einmal wird mir bewusst, dass ich damals schon auf der Welt war, auch wenn ich im zarten Alter von 10 Tagen natürlich noch nichts von den Ereignissen mitbekommen habe. Bevor ich zurück ins Hotel fahre, kaufe ich auf dem Striezelmarkt nun doch noch einen Original Herrnhuter Stern und trinke dann noch ein Glas Glühwein. Dann geht es zurück ins Zimmer, wo ich mich vor dem abendlichen Konzert etwas ausruhen will.

 

Gegen sechs geht es wieder mit der Vier zum Altmarkt und von dort zur Frauenkirche, wo auch ein kleiner Weihnachtsmarkt stattfindet und ein recht grossses Gedränge herrscht. Eigentlich wollte ich hier etwas Kleines essen, aber inzwischen hat Schneeregen eingesetzt, und ich bin froh, dass sich die Türen der Frauenkirche schon bald öffenen für die Konzertbesucher, auch wenn ich noch mehr als eine halbe Stunde auf den Beginn warten muss. Zur Aufführung gelangen die Kantaten I, II und IV des Weihnachtsoratoriums und die Kantate "Unser Mund sei voll Lachens", ein anspruchsvolles Programm, das mehr als zwei Stunden dauert und offenbar einige überfordert. In meiner Reihe verlassen nicht weiniger als sieben Konzertbesucher die Kirche vor dem Schluss. Dafür danken die, die gebleiben sind, und das ist doch die überwiegende Mehrzahl, mit lang anhaltendem Applaus. Mir hat vor allem der Chor gefallen, zahlenmässig nicht grösser als unser Gemischter Chor Hausen, aber natürlich in einer ganz andreren Liga singend. Von den Solisten fiel einzig der Tenor etwas ab, der mit seiner eher schwachen Stimme den grossen Kirchenraum nicht zu füllen vermochte.

Um halb 10 bin ich zurück im Hotel, und es reicht geraden noch, um endlich etwas zu essen. Ich bestelle mir ein Beefsteak Tartar und eine Glas Rotwein und leiste mir zum Dessert ein Dresdner-Stollen-Parfait. Dann geht es in die Federn, wie immer nicht ohne ein paar Seiten Tellkamp.

 

Bilder; 1 Futuristische Feuertreppe am historischen Stadtmuseum; 2 Marxistischer "Haussegen" aus dem Stadtmuweum; 3 Gano oben in der Frauenkirche beim Warten aufs Konzert; 4 Vor dem Schlafen ein "Schlummerdessert"

 



Sonntag, 17. Dezember 2017


Am letzten Tag ein weiterer Höhepunkt - das historische Grüne Gewölbe

 

Heute verzichte ich nach dem Erwachen aufs Zeitunglesen - dafür habe ich genügend Zeit am Abend auf dem Rückflug - und mache mich sogleich für das Morgenessen bereit. Dann packe ich, deponiere mein Gepäck und mache mich ein weiteres Mal auf den Weg in die Stadt. Es ist Sonntag, die Trams fahren seltener, und statt 25 Minuten zu warten mache ich mich zu Fuss auf zum Postplatz. Vom Altmarkt geht es zu Fuss zur Frauenkirche, wo ich den Sonntagsgottesdienst besuchen will. Er beginnt aber nicht, wie ich fälschlich glaubte, um halb elf, sondern erst um elf. Deshalb ein ganz neues Erlebnis - Schlange stehen für einen Gottesdienstbesuch. Um 10.45 Uhr öffnen sich die Türen. Wir gekommen gleich beim Eingang eine "Gebrauchsanweisung", und das ist auch nötig, denn der lutherische Kult unterscheidet sich doch von unserem. So wird die Gemeinde viel mehr einbezogen. Anders ist auch, dass die ganze Gemeinde nicht nur das "Vater unser" (so heisst es hier), sondern auch das Glaubensbekenntnis aufsagt. Sehr schön der Kammerchor der Frauenkirche, den ich schon gestern Abend gehört habe. Heute singt er unter anderem zwei achtstimmige Motetten für Doppelchor, und das bei 24 Sängerinnen und Sängern. Für die Kollekte opfere ich eine Schweizer 20er-Note, da ich Euro nur eine paar Münzen oder eine 50er-Note im Sack habe.

Näch dem Gottesdienst statte ich dem gleich daneben liegenden Verkehrsmuseum einen Besuch ab. In vier Räumen werden die Geschichte des Autos und der Luftfahrt sowie die Schifffahrt vorgestellt. Um zwei nehme ich an der Demonstration der grossen Modelleisenbahn teil. Dann mache ich mich auf den Weg zu dem Museum, das ich bis zuletzt aufgespart habe, zum Historischen Grünen Gewölbe. Bemerkenswert sind hier nicht nur die Exponate, sonder auch die Räume, in denen sie präsentiert werden. Die Besucher werden nur sparsam und jeweils durch eine Schleuse eingelassen und  von einem Audioguide geführt. Das Ganze ist wirklich in jeder Hinsicht überwältigend und bildet einen würdigen Abschluss meines Dresdenbesuchs. 

Der ist allerdings noch nicht ganz vorbei. Ich gehe noch einmal zum Striezelmarkt und lasse mich dort nach einem "Versucherli" überreden, eine Familienpackung von sechs verschiedenen Salamis für lächerliche 10 Euro zu kaufen. Die Würste werden zu Hause sichen Abnehmer finden. Dann finde ich in der Nähe eine Gelateria. wo ich eine Latte macchiato mit Amaretto und ein Stück Schwarzwäldertorte geniesse. Bisher bestand mein Mittagessen nur aus einem Capuccino und einer kleinen Tafel Milka aus dem Automaten im Verkehrsmuseum.

Zurück ins Hotel, wo ich mein Gepäck in Empfang nehme und mich auf den Weg zur S-Bahn mache, die mich wieder auf den Flughafen bringt. 

 

Bilder: 1 Früh bereit für den Gottesdienst in der Kreuzkirche; 2 und 3 Impressionen aus dem Verkehrsmuseum; 4 Abschied vom Striezelmarkt